Hechtfischen in Holland – Es poltert in den Poldern
- Claude

- 22. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. Nov.
Wenn die Luxemburger nach Holland reisen..

Nur vier Autostunden von Luxemburg entfernt beginnt eines der spannendsten Hechtreviere Europas: die niederländischen Polder rund um Amsterdam. Ein endloses Netz aus Gräben, Kanälen und kleinen Wasserwegen zieht sich durch die Landschaft – und in fast jedem lauert ein Esox, oft näher, als man denkt.
Mein Freund Patrick ist hier Stammgast. Für mich hingegen war es eine Premiere. Eigentlich hätte Patrick laut eigenen Aussagen alles Nötige dabei gehabt. Aber mein Angler-Ego wollte es anders haben – und so landete schließlich jede Fliege, jeder Streamer und jeder Köder aus 40 Jahren im Auto. Die Rücksitze mussten dran glauben, doch irgendwann war alles verstaut und die Reise konnte beginnen. ( Nebenbei bemerkt…ich habe lediglich 3 Streamer benutzt )

Ankunft im Hechtparadies
Kurz nach Mittag erreichten wir unser kleines, gemietetes Häuschen. Zehn Minuten später standen wir schon am ersten Hotspot. Patrick zeigte mir einige Stellen, an denen er früher schon beeindruckende Fische gefangen hatte. Ich entschied mich spontan für die Fliegenrute – was sonst?
Kaum hatten unsere Köder Wasserberührung, schrie Patrick auf. Der erste Hecht des Trips – ein kräftiger 87er – war nach kurzem Drill gelandet, fotografiert und zurückgesetzt. Ein perfekter Start, der meinen Ehrgeiz nur verstärkte.

Mein erster Polderhecht
Motiviert arbeitete ich mich am Ufer entlang, vielleicht etwas zu schnell. Direkt vor meinen Füßen stob plötzlich Sediment auf – ein Hecht, den ich schlichtweg überlaufen hatte. Ab diesem Moment ging ich deutlich konzentrierter vor. Wenig später sprangen rund 30 Meter entfernt Kleinfische panisch aus dem Wasser. Jetzt musste alles passen.
Erster Wurf: zu kurz. Zweiter Wurf: perfekt. Strip – eins, zwei… Biss.

Mein Herz raste, und kurz darauf glitt mein erster Polderhecht in den Kescher: 65 Zentimeter – kein Riese, aber ein wichtiger Fisch. Meine alte 9er Decharette-Rute, die zwei Jahrzehnte im Keller geschlummert hatte, kam endlich wieder zum Einsatz. Ein durchgehendes 80er Fluorocarbon-Vorfach, Trockenschnur – unorthodox, aber funktionierte tadellos. Stahl brauchten wir nicht, Die 350 Meter Backing schon gar nicht.
Wenn die Poldergräben geputzt werden.

Die Tage vergingen wie im Flug. Allerdings zeigte sich schnell: Die Polder sind nicht immer fischbar. Im November – ohnehin feucht und windig – kommt die jährliche Reinigung der Gräben dazu. Dann wird mit schwerem Gerät entschlammt, und das Wasser bleibt für Tage milchig-trüb. Als Naturfreund schmerzt der Anblick etwas, denn die Gräben sehen anschließend aus wie frisch gebaute Autobahnen nach einem Sommerregen. Die Polder werden ebenfalls massiv mit Unkrautvernichter behandelt. Und doch: Die Felder wimmeln vor Hasen, Fasanen, Enten, Gänsen und Möwen. Bäume und Sträucher aber auch Füchse sucht man vergeblich. Vielleicht ein Denkanstoß für extremere Naturschützer.
Urban Fishing – Holland macht’s möglich

Um klares Wasser zu finden, wichen wir auf Dörfer und kleine Städte aus. Dort wird weniger radikal geputzt, allerdings angelt man hier direkt an Radwegen und Straßen. Mit der Fliege bedeutet das: höchste Vorsicht. Ein 20-cm-Streamer verzeiht keine Fehler.
Patrick war mit Swimbait und Spinnrute klar im Vorteil. Überkopfwerfen? Nicht nötig. Trotzdem wurden wir überall freundlich gegrüßt – selbst wenn ein Wurf mal etwas zu nah an Spaziergängern vorbeiflog. Die Niederländer sind ein ausgesprochen anglerfreundliches Volk.
Richtig praktisch: Mit dem holländischen Angelschein (der bequem online gemacht werden kann) darf man in weiten Teilen des Landes fischen. Die App VISplanner zeigt per GPS genau an, welche Strecke erlaubt ist und wo ein Zusatzschein nötig wird. Eine solche App würde ich mir auch für Luxemburg wünschen.

Fangbilanz und Fazit
In dreieinhalb Tagen landeten wir gemeinsam 14 Hechte – plus zahlreiche Fehlbisse. Dass Patricks Swimbait letztlich meine Fliege übertrumpfte, lag wohl weniger am Material als an meiner Unerfahrenheit im Polderangeln. Holland ist für Hechtangler ein Traum – zugänglich, abwechslungsreich, freundlich und voller Überraschungen. Und ich komme garantiert wieder.

Claude




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