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Modernes Euronymphing

Aktualisiert: 7. Aug. 2023



Für meine überarbeitete Ausgabe "Grundkenntnisse der Fliegenfischerei" habe ich mich mit dem modernen Euronymphen beschäftigt und aus dem Netz einige Info zusammengetragen, hier das Resultat.


Was ist Euronymphing?

Euronymphing ist eine Technik beim Fliegenfischen auf Forellen und Äschen. Es wird normalerweise mit zwei Nymphen gefischt, die unterste, schwerste Nymphe schleift über den Boden und dient als Anker, die obere Nymphe ist der eigentlichen Köder.

Beim Euronymphing fischt man direkt dort, wo die Fische sind, und hat zudem direkten Kontakt zu den Fliegen. Bisse spürt man unmittelbar. Die Technik ist daher extrem effizient und auch bei Wettkampffischern sehr beliebt. Beim Euronymphing entfällt das klassische Fliegenwerfen mit Leerwürfen. Die Nymphen dienen als Wurfgewicht, je besser die Technik, je schwerer die Nymphe, desto weiter kommt man. Könner erreichen Weiten bis zu 20 Meter. Allerdings fischt man meist direkt beim Fisch.

Auch die Montage ist sehr direkt, über die Schnur hat man direkten Kontakt zu den Nymphen und spürt auch in der Rute, wie diese über den Gewässergrund holpert. Auch Bisse spürt man direkt. Um Bisse besser zu erkennen, wird ein Sighter benutzt, ein Stück farbige Schnur im Vorfach, welches man gut sieht. Man kann auch spezielle Stifte zum Einfärben des Bissanzeigers benutzen.



Für das Euronymphing werden meistens Ruten Schnurklasse 2 oder 3 mit 10ft bis 11ft Länge verwendet. Man braucht aber keine spezielle Euronymphing Rute, die Technik funktioniert mit praktisch jeder Rute bis und mit Schnurklasse 5.

Ich empfehle allerdings eine spezielle Rute, die nicht zu hart (schnell) sein darf, um die Nymphe optimal zu beschleunigen, aber hart genug, um auch größere Fische optimal drillen zu können.

Solide Ruten findet man zum Beispiel von JMC, Adams, Vision, Maxia oder Hanak. Beim Euronymphing bedeutet jeder Fuß (1ft) 3ft mehr Reichweite. Im Vergleich zu einer 10ft Rute kommt man mit einer 11ft Rute knapp 1m weiter. Die verlängerte Reichweite bedeutet längere Drifts und effizienteres Fischen. Längere Ruten sind jedoch auch unhandlicher, vor allem in eingewachsenen Gewässern.


Rolle zum Euronymphing

Zum Euronymphing sind Rollen mit geschlossenem Käfig, welche die Rute ausbalancieren hilfreich aber nicht zwingend notwendig. Eine ausbalancierte Rute macht das längere Fischen angenehmer. Wenn man den ganzen Tag die Euronymphing Rute hält, ist es etwas angenehmer, wenn die Rute ausbalanciert ist.


Euronymphing Schnur und Euronymphing Vorfach





Die Euronymphing Montage fällt sehr einfach aus, etwas Monoschnur (0.26mm), dann ein Sighter (0.18mm) und zum Schluss das Tippet reicht aus. Mittlerweile gibt es spezielle Euronymphing Schnüre zb. von Adams, welche rein weiß sind, und leicht eingefärbt werden können. Der Sighter oder das eingefärbte Stück braucht nicht länger als 30 cm zu sein, er hilft die Bisse zu erkennen. Ein mehrfarbiger Sighter hilft aber auch, die Tiefe besser zu bestimmen. Der Sighter sollte aus Mono oder Fluorcarbon sein.

Nach dem Sighter folgt das Tippet. Dieses ist üblicherweise zwischen 14/100 und 10/100 mm dünn. Dünneres tippet hilft, dass die Nymphen schneller absinken und dass die Montage durch die verschiedenen Strömungen Unterwasser nicht verzogen wird. Dickes Material lässt sich besser kontrollieren und verursacht weniger „Vogelnester“ beim Werfen und ist präziser.

Die Verbindung zwischen Butt-Section, Sighter und Tippet können mit Knoten, Schlaufen oder Vorfachringen gemacht werden.



Fliegen für das Euronymphing

Beim Euronymphing ist es besonders hilfreich die Fliegen selber zu binden. Zum einen hat man so bessere Kontrolle über das Gewicht, zum anderen kann man die Kosten etwas tiefer halten. Die oft verwendeten Perdigon Nymphen sind auch sehr einfach zu binden.

Die unterste Nymphe, also der Anker oder auf Englisch die Point Fly, ist die schwerste Fliege in der Montage. Der Anker zieht die ganze Montage nach unten und lässt sie über den Grund schleifen. Der Anker muss daher schwer genug sein, dass er zum Grund kommt, aber nicht zu schwer, dass er stecken bleibt. Nur ein geringer Teil der Bisse erfolgt auf die Ankernymphe.





Die unterste Fliege hat eine Hakengrösse von 16 bis 22 und eine Tungsten Perle von 2.5mm bis 4,5mm. Die Ankernymphe wird normalerweise als Jig-Nymphe gebunden. Jig-Nymphen haben den Vorteil, dass sie weniger schnell am Grund einhängen.


Im Gegensatz zum Fischen mit Bissanzeiger, können beim Euronymphing aber leichtere Fliegen verwendet werden, da die Nymphe den Drag des Bissanzeigers nicht ausgleichen muss. Das Muster bei der unteren Nymphe nicht ganz so entscheidend, wichtig ist eher, dass man verschiedene Gewichte hat, so dass man auf verschiedene Situationen reagieren kann.

Die Springernymphe

Grundsätzlich ist es sinnvoll, die Auswahl der Nymphen klein zu halten und eher die Größe zu variieren als das Muster.


Werfen beim Euronymphing

Das Werfen ist aber mehr ein Flussaufwärts schnipsen. Dabei vergisst man am Besten alles, was man über das Fliegenwerfen weiß und betrachtet das Werfen beim Euronymphing als eigene Technik. Die Euronymphing Ruten sind auch nicht wirklich auf das Werfen von Wurfschnur mit den Wurfbewegungen ausgelegt, sondern so gebaut, dass man die Montage in einer Bewegung aus dem Handgelenk Flussaufwärts katapultiert. Wichtig ist dabei, dass die Montage im Wasser ist, so dass Spannung beim Wurf aufgebaut werden kann und die Rute so aufgeladen wird.


Bei den Würfen ist immer wichtig, dass die Bewegung aus dem Handgelenk kommt. Beim klassischen Fliegenwerfen ist das Handgelenk steif und bewegt sich nicht. Beim Euronymphing kommt die Bewegung nur aus dem Handgelenk. Der Arm und der Körper bewegen sich nicht beim Wurf. Beim Euronymphing fischt man in der Regel auf kurze Distanz. Den typischen Rückwurf, vom klassischen Fliegenfischen sollte man beim Euronymphing vermeiden. Dies führt dazu, dass sich die Fliegen ineinander verfangen.


Führung der Fliegen beim Euronymphing

Der Ablauf der Führung beim Euronymphing ist sehr einfach. Ein kurzer Wurf, dann die Drift und zum Schluss lässt man die Fliege kurz noch swingen. So ist die Fliege relativ lange im Wasser und was noch wichtiger ist in der Strike Zone.


Beim Führen sollte die Rute etwa in einem 45° Winkel zum Körper sein. So kann man den Drift am besten kontrollieren. Bei Wind muss man die Rute flacher halten. So ist die Führung zwar nicht mehr optimal, aber der Wind kann nicht mehr so stark angreifen.

Die Schnur kann auf zwei Arten kontrolliert werden, entweder man hat eine fixe Länge oder man holt die Schnur während des Drifts mit einer Hand ein. Eine fixe Länge hat den Vorteil, dass man den Wurf und den Drift sehr gut kontrollieren kann. Die Reichweite ist aber etwas eingeschränkter. Bei der Führung muss die Schnurlänge dann aber mit der Rute kontrolliert werden. Die Rutenspitze macht dann einen Bogen, so dass die Schnur immer gespannt ist. Bei einer losen Schnur wird die Länge der Schnur, mit der nicht Rutenhand kontrolliert. Die freie Hand holt so viel Schnur ein, dass diese immer gestreckt ist. Beim Wurf kann man die Schnur dann loslassen, und so den Drift etwas verlängern. Die Technik macht vor allem bei längeren Drifts Sinn. Die Rutenspitze läuft immer parallel zur Strömung.

Beim Euronymphing ist die Positionierung des Arms und der Hand auch wichtig. Die Hand und der Arm sollten eine Stellung haben, dass der Anhieb schnell gesetzt werden kann und man trotzdem den ganzen Tag unangestrengt in der Position fischen kann.

Eine gute Methode ist, den Oberarm an den Körper zu legen und die Rute vor allem mit dem Unterarm und dem Handgelenk zu kontrollieren.




Manche Angler halten den gestreckten Arm auch über den Kopf oder sehr weit vom Körper weg. Dies bringt zwar etwas mehr Reichweite, ist aber über längere Zeit kaum auszuhalten. Beim Euronymphing muss der Arm nicht weit gestreckt sein, wichtig ist, dass man in der Position lange fischen kann. Wenn du in der Rute merkst, dass die Nymphe über den Gewässergrund holpert und sich das Vorfach sich langsamer als die Oberflächenströmung bewegt, machst du vieles richtig.

Zum Schluss kann man die Fliegen noch etwas swingen lassen. Dabei lässt man die Fliege nach dem Drift noch etwas an die Wasseroberfläche drücken. Je nachdem, kann man so auch noch den einen oder anderen Biss provozieren. Zudem baut man so etwas Spannung in der Rute für den nächsten Wurf auf.


Bisserkennung beim Euronymphing

Euronymphingruten sind sehr sensibel, ein Biss geht meistens als gut spürbares «Tock» durch die Rute. Um die Bisse gut zu erkennen ist es sinnvoll immer mindestens einen Finger an der Schnur zu haben. Bei flexibler Schnurführung hat man sowieso eine Hand an der Schnur. Bei fixer Schnur kann man auch noch einen oder zwei Finger an die Schnur legen. Um sehr sehr feine Bisse ebenfalls wahrnehmen zu können hilft es das Vorfach immer zu beobachten. Ein kurzes Stoppen des Vorfachs ist ein Zeichen für einen Biss. 80% bis 90% der Bisse spürt man aber bevor man sie sieht.

Der Unterschied zwischen Bissen und holpern am Grund ist manchmal nur schwer zu unterscheiden. Wie überall beim Nymphenfischen gilt aber: Ein Anhieb kostet nichts. Beim Anhieb muss man etwas aufpassen, dass man dem Fisch die Fliege nicht aus dem Maul reißt. Der Haken wird daher, wie eigentlich immer beim Nymphenfischen, am Besten mit einer Bewegung flach nach hinten gemacht. So wird der Fisch am sichersten gehakt.



Sven Hansen, ein Meister seines Fachs


Trockenfliegenrig

Trockenfliegen lassen sich mit dem Euronymphenset nur sehr schwer werfen. Besser ist es, wenn ein zusätzliches Gewicht mit an der Montage ist (beschwerte Nymphe), also ein Dry Dropper Rig. Hier könnt ihr die Fliege bewusst auf dem Wasser hüpfen lassen, oder mit einer etwas leichteren Nymphe, die Fliege als Bissanzeiger nutzen.


JigStreamer

Eine weitere Möglichkeit ist ein auf Jig Haken gebundener Streamer. Der etwas schwerere Streamer wird über den Gewässergrund gejigt. So imitiert man Groppen oder Krebse, Kleinfische am Grund. Auch hier kann man immer noch einen oder zwei Springer montieren.

Auch der Squirmy Wormy ist sehr beliebt.




Grenzen des Euronymphing

Wer sehr oft mit der Euronymphing Rute unterwegs ist kann zudem etwas die Fähigkeit zum normalen Fliegenfischen verlieren. Euronymphing ist zudem vergleichsweise anstrengend. Man muss immer sehr konzentriert sein, damit man die Bisse verwerten kann. Ein ganzer Tag Euronymphing kann daher sehr anstrengend sein. Klassisches Fliegenfischen ist meistens deutlich entspannter.

Auf meiner Internetseite www.flyfishing.lu biete ich in Zusammenarbeit mit Bob von Adams Flyrods das Euronymphen als Grundkurs an.

Wer immer schon mal diese neue spannende Technik ausprobieren wollte, ist hier genau richtig



Quellen



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