Kein Vogel polemisiert zur Zeit mehr als der Kormoran
Mit einer geschätzten Anzahl von über 1000 Exemplaren auf nur 2586 qkm trägt der Kormoran wesentlich zur Dezimierung der Fischpopulation bei.
Besonders dramatisch wird es, wenn die Temperaturen den Gefrierpunkt erreichen und die mehr oder weniger "gut" verteilten Tiere sich in den Flüssen zum gemeinsamen Jagen konzentrieren.
So zähle ich zur Zeit besonders viele Tiere an der Mosel, vor allem an den Schleusen vor Grevenmacher und Stadtbredimus.
In Horden bis zu 50 Vögel jagen sie gemeinsam nach allem, was nicht schnell genug entkommt.
Vor allem in Remich dürfte dies schlimme Folgen haben, denn hier hatte sich im Herbst wieder eiune stabile Rotaugenpopulation aufgebaut, ob die Kormoranschwärme noch etwas übrig gelassen haben wird sich im nächsten Herbst zeigen.
Bis vor etwa zwanzig Jahren genoss der Kormoran Phalacrocorax carbo in Luxemburg nur wenig
Aufmerksamkeit: Kormorane wurden nämlich nur selten, wenn auch mit zunehmender Tendenz,
beobachtet.
Das änderte sich allerdings sehr schnell, als diese Vogelart in Luxemburg zu überwintern begann
und daher während einiger Monate an verschiedenen Gewässern nicht mehr zu übersehen war.
Die Zunahme der Winterbestände in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts löste hierzulande,
ähnlich wie das bereits im Ausland der Fall war, eine kontroverse Diskussion über den
Schutzstatus der Art aus.
Der Kormoran Phalacrocorax carbo sinensis in Luxemburg. Die Bestandszunahme des Kormorans in Luxemburg geht einher mit der Zunahme der
Bestände in Mitteleuropa. Bis Ende 2008 wurden in Luxemburg aber keine Bruten
festgestellt. Zählungen der Vogelschützer in den Wintermonaten seit 2000 belegen einen mittleren Bestand von 200 – 350 Vögeln mit Spitzen bis 600 Tiere.
Historische Vorkommen des Kormorans in Luxemburg
Für Luxemburg liegen bereits seit 1858 Kormoranbeobachtungen vor (De la Fontaine 1897). Allerdings
wurde die Art nur sehr selten beobachtet denn bis 1969 wurde der Kormoran nur rund
ein Dutzend Mal in Luxemburg festgestellt (Hulten & Wassenich 1969). Ab 1975 wurde Phalacrocorax
carbo jedes Jahr im Baggerweihergebiet Remerschen festgestellt (Gloden 1985) aber erst
nach der europaweiten Unterschutzstellung im Jahre 1979 kam es zu einem deutlichen Anstieg
der Beobachtungen.
Im Winter 1984/85 wurde erstmals ein verlängerter Aufenthalt der Art im Moseltal festgestellt,
doch von einer regelrechten Überwinterung kann man erst ab dem Winter 1986/87 sprechen.
Der erste Schlafplatz von überwinternden Kormoranen wurde 1992 an der Sauer bei Echternach
dokumentiert, und seit 1996 ist ein Schlafplatz am Stausee von Esch/Sauer bekannt (Heidt et
al. 2002).
Nichtfischer tun sich oft schwer zu verstehen, warum die Kormorane für die Fischerei ein so großes Problem sind. "Vergönnt doch den Vögeln die paar Fische", sagen sie. Gerne, wenn es tatsächlich nur um "ein paar Fische" ginge. Das Problem ist nicht "DER KORMORAN"– sondern ihre zu große Zahl. Weil es so viele Kormorane gibt, geht es leider nicht nur um "ein paar Fische". Sondern um sehr viele Fische.
Nicht an allen Gewässern sind die Verluste gleich hoch. Aber selbst wenn die Vögel nur 20 % der Fischbiomasse entnehmen, und 20 % schaffen sie faktisch an jedem Gewässer, so bedeutet dies, dass vom natürlichen Ertrag für die Fischer faktisch nichts mehr übrigbleibt.
Begrenzter Fischbestand
Es ist nicht so, dass unsere Gewässer vor Fischen nur so wimmeln. In Wahrheit sind sie fischarm – zum Teil von Natur aus, zum Teil aufgrund von Verbauungen, Ufer- begradigungen und anderen menschlichen Eingriffen. Man kann aus einem Gewässer nur so viele Fische entnehmen, wie im gleichen Jahr wieder nachwächst. Dieser jährliche Zuwachs ist begrenzt durch das Nahrungsangebot - in unseren Gewässern sind es im Schnitt 20 % des Fischbestandes. Wenn man mehr herausnimmt, greift man die Substanz an und der Fischbestand sinkt und sinkt.
Sehr viel mehr Kormorane
Um 1970 gab es im westlichen Europa knapp 30.000 Kormorane. Seither haben sie sich auf über 900.000 Stück vermehrt. Kormorane sind heute häufiger und weiter verbreitet als vor 200 Jahren, als die Gewässer noch in Ordnung waren.
Große Vögel brauchen viel Nahrung
Kormorane sind Großvögel, mit einem Nahrungsbedarf von ½ Kilo Fisch pro Tag. Sie jagen außerdem fast nie einzeln, sondern kommen in größeren Trupps von 20 bis 250 Vögeln. Daher können Kormorane, wenn sie an einem Fischwasser einfallen, innerhalb kurzer Zeit enorm hohe Prozentsätze des lokalen Fischbestandes herausfressen. Verluste von über 40 % bis zu 80 % binnen weniger Wochen sind keine Seltenheit. Und weil es so viele Kormorane sind, sind auch sehr viele Gewässer davon betroffen.
Ein Vergleich, um das Problem noch deutlicher zu machen
Wenn Amseln und Stare aus einem Garten 25 % aller Kirschen wegfressen, bleiben für den Gartenbesitzer immer noch 75 %. Wenn Kormorane aus einem Fischwasser 25 % herausfressen, bleiben für die Fischer NULL Prozent. Angenommen, die Kirschbäume in einem Garten tragen 1.000 kg Kirschen. Wenn Amseln und Stare 600 kg wegfressen, tragen die Bäume nächsten Jahr trotzdem wieder 1.000 kg Kirschen oder mehr. Anders bei einem Fischwasser, in dem 1.000 kg Fische drin sind. Wenn Kormorane im Winter 600 kg herausfressen, gibt es im Frühjahr nur noch 400 kg Fische. Selbst wenn im Sommer 25% nachwachsen und nicht gefischt wird – der Fischbestand beträgt am Jahresende statt 1.000 kg noch nur 500 kg. Und wenn die Kormorane mehrere Winter hindurch wiederkommen, wird der Bestand bei manchen Fischarten so dünn, dass nicht mehr genügend erwachsene Fische übrigbleiben, um die Fortpflanzungskette aufrecht zu erhalten.
Die Folgen Durch ihre enorme Zahl sind die Kormorane gezwungen, jedes irgendwie zugängliche Gewässer anzufliegen und bis ans Limit auszufischen. An Mosel und Sauer ist der Bestand an Klein- und Jungfischen betroffen, das schädigt Nahrungskette und Alterspyramide der Fische. An vielen Gewässern entnehmen die Kormorane mehr als die Hälfte des jährlichen Zuwachses - eine enorme Belastung für die Fischpopulationen Aus zahlreichen Strecken fressen Kormorane 40 bis 90 Prozent der Fische heraus, ein schwerwiegendes ökologisches Problem. Betroffene Anglervereine stehen vor dem Dilemma, entweder die Pacht des Fischwassers aufzugeben oder den Verlust durch Besatzfische auszugleichen - mit hohen Kosten und fraglichem Erfolg.
Europaweit aus dem Gleichgewicht Schäden häufen sich in allen Ländern Mittel- und Südeuropas. Mancherorts sind Vertreibungsmaßnahmen und Abschüsse inzwischen erlaubt, aber das bringt nur eine regionale Milderung des Problems, keine wirkliche Lösung. Langfristig hilft nur eine "Geburtenkontrolle" in den Brutgebieten. Das wird inzwischen auch vom EU-Parlament gefordert, das wird auch von den obersten Vogelschutz-Instanzen empfohlen (siehe Bonner Konvention, Europäischer Kormoran- Management Plan). Aber es mangelt an der effektiven Umsetzung. Von selbst pendelt sich ein Gleichgewicht deswegen nicht ein, weil die Kormorane dort, wo sie die großen Schäden verursachen, nur überwintern. Wieder zurück in den Brutgebieten finden sie immer noch reichlich Fische, sowie unter Schutz gestellte Brutplätze. Also vermehren sie sich weiter.
Und Luxemburg?
In Luxemburg sind die Kormorane seit ihrer Rückkehr total geschüzt. Weder Abschuss, noch Vergrämung sind von der Politik toleriert. Während man die Grundel als Schädling eingestuft hat, und andere Fischarten, wie den Sonnenbarsch, oder zb die Kamberkrebse in Remerschen mit offiziellen Mitteln dezimiert, traut man sich nicht an das Vogelvieh heran.
Niemand kann ernsthaft bestreiten, dass der Kormoran massiven Schaden am Fischbestand anrichtet, und keinerlei natürliche Feinde hat die ihm ernsthaft gefährlich werden könnten.
Die letzte Bestandszählung die mir bekannt ist datiert von 2015, und man muss diese Zählung zweifellos als zweifelhaft einstufen, zumal zugegebenermassen sowieso nur Schlafplätze gezählt werden.
Ein einziger Kormoran braucht in etwa 170 kg Fisch um zu überleben. 10 Kormorane 1,7 Tonnen
100 Kormorane 17 Tonnen
Demnach brauchen die offiziell gezählten fast 600 Kormorane ( Stand 2016 ) 102 Tonnen Fisch pro Jahr Zusätzlich kommen noch etwa 20% Fische dazu, die dem Kormoran verletzt entkommen.
Bei diesen Zahlen muss doch gehandelt werden.
Wenn nicht schnell und konsequent etwas getan wird, haben wir in einigen Jahren zwei Drittel weniger Fische in unseren Gewässern, mit einer verarmten Artenstruktur und geringeren genetischen Vielfalt
Wenn nicht schnell und konsequent etwas getan wird, haben wir in einigen Jahren zwei Drittel weniger Fische in unseren Gewässern, mit einer verarmten Artenstruktur und geringeren genetischen Vielfalt.
Claude Strotz
Quellen:
-Regulux
-östereichisches Institut für Fischerei und Gewässerschutz
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